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Biomasse Holz






Holz als historisch erster Energieträger

Der erste von Menschen extern (also nicht als Nahrung) genutzte Energieträger war trockenes Pflanzenmaterial, insbesondere Holz - für Feuer. Daran erinnert der Mythos von Prometheus - dem halbgöttlichen Feuerbringer, der von Zeus dafür bestraft wurde. Mit dem Feuer wurde es möglich, zu heizen und Nahrung besser zu nutzen. So konnten auch neue Lebensregionen mit weniger angenehmer Witterung erschlossen werden. Dass Raubtiere Feuer scheuen, dürfte gleichfalls von Bedeutung für die gezielte Feuernutzung gewesen sein. Die Menschen haben nach bisherigen Erkenntnissen Feuer auch sehr früh, bereits im Paläolithikum, für die Jagd eingesetzt (Goudsblom 1995, "Feuer und Zivilisation"). Später wurden Feuer gelegt für Brandrodungen zur Siedlungs-, Acker- und Weideflächengewinnung.

Die ersten menschlichen Begegnungen mit dem Feuer waren Steppen- und Waldbrände durch Blitzeinschlag, Vulkanausbrüche oder Selbstentzündungen organischen Materials. Glutreste solcher Feuer wurden aufbewahrt und weiter genährt mit Brennmaterial. Dafür gibt es erste Belege durch Feuerstellen von Frühmenschen in Südafrika, die 1,5 Millionen Jahre zurückliegen. Ein weiterer bekannter früher Fundort mit Belegen zur Feuernutzung ist Gesher Benot Ya'aquov/Israel. Doch nach bisherigen Erkenntnissen wurden erst vor etwa 100.000 Jahren verschiedene Techniken des Feuermachens entwickelt. Mit der Tierzucht kamen Exkremente von Pflanzenfressern als Brennmaterial ergänzend und alternativ zum Holz dazu.

Sicherlich wurde schon früh das Holzfeuer auch als Lichtquelle geschätzt, allerdings war das zunächst nur ein Nebeneffekt. Mit dem Aufkommen von Siedlungen wurden gezielt Kienholz und Fackeln als Lichtspender benutzt. Die ersten Leuchtmittel im engeren Sinne waren tierische Fette und Pflanzenöle. Sie wurden mit Holz verbunden in Fackeln, aber auch in eigenen Lampen verbrannt, zunächst in Schalenlampen, erstmals belegt 8.000 v. Chr., die durch Dochte weiterentwickelt wurden.



 


Historische Waldvernichtungen

Allgemein bekannt ist die Verkarstung der Landschaften im Mittelmeerraum als Folge intensiver Abholzungen in der Antike. Schon früher, in der jungsteinzeitlichen Phase des ersten Ackerbaus, kam es allerdings zu massiven Landschaftsveränderungen im Gefolge menschlicher Holznutzung und Flächenrodung. Wenig bekannt ist, dass Waldvernichtungen nicht nur für Verkarstung und Steppen-/Wüstenbildung verantwortlich ist, sondern z.B. auch für die Ausbreitung der Tuntra in Russland.

Wir können die Geschichte der Waldvernichtungen durchaus beginnen lassen "bei Adam und Eva". Der Paradiesesmythos erzählt uns von einem fruchtbaren Garten, den die Menschen durch eigenes Verschulden zerstört haben sollen. Es gibt durchaus plausible Überlegungen dazu, dass mit diesem Bild die frühen mesopotamischen Kulturen gezeichnet sind, die sich die eigene Lebensgrundlage vernichteten durch Überbevölkerung und die Abholzung der Wälder im Umkreis des "Paradiesgartens" - mit der Folge, dass die landwirtschaftlichen Anbauflächen austrockneten und durch Sandeintrag aus den ehemaligen Waldgebieten verweht wurden. Dem wurde im zweiten Entwicklungsschub ab dem 4. vorchristlichen Jahrhundert mit komplexen Bewässerungssystemen begegnet, die dann zur Bodenversalzung führten. Ob diese ursächlich für den Niedergang der Kulturen des Zweistromlandes in der Spätantike wurden, ist strittig.

Noch vor Adam und Eva (sofern wir nicht der These folgen, Adam und Eva stünden für die frühen Sammler- und Jägergesellschaften) haben im Paläolithikum Jägergesellschaften mit Flächenbränden das Wild vor die Speere getrieben. Wieweit es dabei auch in nennenswertem Umfang zu anthropogener Waldzerstörung kam, ist nicht bekannt.

Mit den massiven regionalen Bevölkerungsanstiegen vor etwa 10.000 Jahren und dem damit verbundenen Übergang zu Ackerbau, Viehhaltung und größeren Siedlungsverbünden - nach Mark Cohen führte die Bevölkerungsentwicklung zur Übernutzung der Jagd- und Sammelressourcen, andere Autoren sehen ein gegenteiliges , Kausalitätsverhältnis - kam es dann zu ersten anthropogenen Landschaftsveränderungen in erheblichem Umfang, auch zu großflächigen Waldrodungen. Der Wald wich Ackerflächen und Siedlungen, lieferte Baumaterialien, Brenn- und Werkstoff. In semiariden und trockenwarmen Gebieten hatte dies teilweise fatale Konsequenzen, führte zu Grundwasserabsenkungen, Versteppung und Wüstenbildung oder unterstützte diese zumindest.

In der Antike kam es dann zu den Waldzerstörungen im Mittelmeerraum, deren Folgen wir heute als "typische" Landschaft des Mittelmeerraums mit weiträumiger Verkarstung kennen. Beteiligt daran waren die unterschiedlichsten Reichsbildungen. Überwiegend geschah dies für den Bedarf der griechischen, dann der römischen Großmacht. Natürlich waren auch andere Mächte beteiligt, Ägypten, das Perserreich, die Phönizier, Karthago. Der Holzbedarf entstand durch Schiffsbau, Militärtechnik und -bau, Siedlungsbau, Brennwesen und die komfortable Warmwasserversorgung des römischen Reiches. In Platons "Kritias" wird allerdings reklamiert, die Verkarstung in Griechenland sei auf Erdbeben und sintflutartige Regenfälle lange vor der griechischen Antike, wie wir sie kennen, zurückzuführen (111a, 112a).

In der Barockzeit war Mitteleuropa in großen Teilen entwaldet für den Städtebau, zusätzlich durch den Neuaufbau nach dem dreißigjährigen Krieg, für prunkvolle Schlossanlagen, Schiffsbau, Manufakturen, eine neue Konjunktur im Bergbau, energieintensive Salinen und den Heizbedarf. Der letztere war in Folge zurückgehender Temperaturen in der "kleinen Eiszeit" vom 15. bis zum 19. Jahrhundert bei gleichzeitigem Anstieg der Ansprüche vor allem in den oberen Schichten massiv gestiegen. Im 19. Jahrhundert wurden die Waldbestände erneut über den Aufwuchs hinaus beansprucht durch den Holzbedarf der Industrialisierung. Mit dem Umstieg auf die Kohle als Brennstoff im Industriebereich und später auch in städtischen Wohnbauten wurde zumindest von dieser Seite der Druck vom Wald genommen.

Dennoch muss die zweite Hälfte des 19. Jahrhundert weltweit als eine Zeit erneut massiver Holzeinschläge angesehen werden - nicht zuletzt durch den Bedarf des Eisenbahnnetzes, das Europa und Amerika zu überziehen begann.


Literaturempfehlung: Wolfram Siemann (Hrsg.), Umweltgeschichte. Themen und Perspektiven, München: Beck, 2003






"Der russische Wald"

Beispielhaft beschreibt Leonid Leonow in seinem Dokumentarroman "Der russische Wald" (hier zitiert nach der Ausgabe von 1966) für die erste Hälfte des 20. Jahrhunderts den Prozess und die Folgen von Entwaldungen - mit zahlreichen Rückblicken in die früheren Waldvernichtungen in Russland. Wie Leonow darstellt, führten die Abholzungen seit Peter dem Großen je nach Region zur Ausbreitung der Tundra, Verschlammung von Flüssen, Grundwasserabsenkungen.

Leonid Leonow hat ein Grundwerk zum Nachhaltigkeitsdiskurs geschrieben, das kaum jemand im Westen kennt. Dazu dürfte beigetragen haben, dass er sein Werk als staatlicherseits anerkannter Autor in der Sowjetunion schrieb, dass er den Sozialismus bei aller differenzierter Kritik an ideologischer Verbohrtheit und korrumpierten Funktionären positiv darstellt und dass er sich - wenngleich auch nur gelegentlich - auf Lenin und Marx beruft. Auf Deutsch erschien der Roman in der DDR und in Nachdrucken im Röderbergverlag Frankfurt/Main.

Es lohnt sehr, dieses opulente, faktenreiche, lebensnahe (sieht man von gelegentlich stark propagandistischen Darstellung ab) und gedankentiefe Werk erneut zu lesen, zu studieren vor dem Hintergrund der aktuellen Nachhaltigkeits- und Klimadebatten. Die heftigen Auseinandersetzungen zwischen dem leidenschaftlichen Förster und Nachhaltigkeitsapologeten Iwan Matwejitsch Wichrow und seinem Gegenspieler, dem Forstfunktionär Alexander Jakowlewitsch Grazianski, muten bisweilen an wie Blaupausen aktueller Polemiken. Gelegentlich reibt man sich irritiert die Augen und schaut zur Sicherheit nochmal genau nach, wann das Buch erschienen ist - doch, ja, bereits 1953. Daneben bietet das Buch auch einen wertvollen Einblick in die Gründungszeit der Sowjetunion sowie eine erhellende Sicht auf den Zweiten Weltkrieg und den deutschen Faschismus aus sowjetischer Perspektive. Die gelegentlichen propagandistischen Einschübe und Färbungen reduzieren den Gesamtwert des Buches keineswegs. Das Buch erschien kurze Zeit nach Stalins Tod, enthält weder Stalinhymnen noch erkennbare Distanzierungen von dessen Politik. Dass Stalins Apparat möglicherweise die von Wichrow im Buch vertretene Position unterstützte, wird vom Autor angedeutet ("von höherer Stelle", S. 486).

Die Hauptfigur Wichrow warnt vor "schädlicher Klimabeeinflussung" (S. 343) und "Klimaschädigungen" (S. 466) durch Kahlschlagpolitik im Wald. Grazianski hält dem zynisch Heraklit entgegen, dem zufolge sich auch das Klima beständig wandle (S. 466f). Heraklit wird heute z.B. von Wolfgang Kühne zitiert, um den menschlichen Beitrag zur Klimaerwärmung in Frage zu stellen. Dabei wird Bezug genommen auf das "panta rhei", "alles fließt" - nach Platon Kern der Lehre des Heraklit.

Als Wichrow von Grazianski der Prozess zur Amtsenthebung gemacht wird, erläutert der kahlhäuptige Grazianski-Anhänger Tschik, auch ein kahlhäuptiger Planet sei keineswegs eine ihn schreckende Vorstellung, schließlich sei die Entwaldung gleichbedeutend mit dem Schritt des Menschen vom Wilden zum Homo Sapiens, Entwaldung sei Zivilisation (S. 480f). Gelegentlich kann man das heute hinter vorgehaltener Hand auch zum Regenwaldverlust hören.


Literaturempfehlungen:
 
Leonid Leonow, Der russische Wald, Berlin-Ost: Verlag Kultur und Fortschritt, 1960 (zuerst russ. unter dem Titel "Russkij les" 1953)
Douglas Weiner,
Models of Nature. Ecology, Conservation and Cultural Revolution in Soviet Russia, Indiana University, 1988
Stephen Brain, Song of the Forest. Russian Forestry and Stalinist Environmentalism, Pittsburg 2011






Verkarstung, Verwüstung, Versteppung, Tundrabildung

Fast alle europäischen Landschaften, auch die von Touristen besonders geschätzten, sind durch menschliche Eingriffe in ursprüngliche Waldvorkommen entstanden. Die Gartenlandschaft der Toskana war einst ebenso von Wäldern überzogen wie das Ruhrgebiet, die Bergweiden der Alpen ebenso wie die Karstgebiete Serbiens und Kroatiens. Selbst die Sahara ist nicht alleine durch klimatische Veränderungen im Gefolge von Verschiebungen der Erdumlaufbahn zur Wüste geworden, sondern - zumindest in ihrer Ausdehnung - auch durch Abholzungen im Savannengürtel.

In einem der aus historischem Interesse bedeutendsten Dialoge Platons, "Kritias", wird von den "mannigfachen Vernichtungen der Menschen" berichtet, die durch Feuer und Wasser verursacht worden seien. Darin wird auch auf Ereignisse planetarischen Ausmaßes hingewiesen, bedingt durch eine "Abweichung der am Himmel um die Erde kreisenden Sterne" - worin wir den Hinweis auf Meteoriten- oder Asteroideneinschläge lesen könnten (22c,d). Auf einen ungeheuren Vulkanausbruch deutet die Schilderung des Atlantis-Mythos hin (25d) - der auch im Dialog "Timaios" angesprochen wird (dort 25a). Aber auch menschliche Einflüsse werden mitgedacht - zumindest wird dies in der Ökologiegeschichtsschreibung behutsam so interpretiert, etwa bei Gottfried Zirnstein 1994, S. 27: "Die Beteiligung des wirtschaftenden Menschen als Mitverursacher wird hier allerdings nur angedeutet."

Ganz zum Ende des Dialogs "Kritias" (111b,c) beschreibt Platon die Abschwemmung von Erde in Attika und führt zum vorherigen Zustand aus: "Berge bekränzten dichte Waldungen". Die Abholzung dieser "dichten Waldungen" könnte den Abtrag des Bodens mit verursacht haben. Was blieb, nennt Platon "Knochen des erkrankten Körpers" und den "hageren Leib des Landes". Bildkräftig wird hier Verkarstung beschrieben. Allerdings macht Platon selbst die Menschen Attikas nicht dafür verantwortlich, deren Wirtschaften beschreibt er als vorbildlich. Als Ursache werden bei ihm Erdbeben und Überschwemmungen benannt (112a).






"Pleistocene Overkill" und Brandrodungen


Eine umstrittene These ist die vom "Pleistocene Overkill", der Ausrottung der Großsäuger vor allem in Nordamerika, aber auch in Mittel- und Südamerika sowie Nordeurasien und Australien, durch menschliche Bejagung. Für Nordamerika wird insbesondere die Clovis-Kultur verantwortlich gemacht, die innerhalb weniger Jahrhunderte in der Zeit um 9.000 v.Chr. die Großsäuger ausgerottet habe.

Als ein Element dieses "Overkill" werden systematisch gelegte Brände als Bejagungshilfe angenommen, die auch massiv Waldflächen vernichtet hätten. Es ist allerdings schlechterdings unmöglich, in der rein naturwissenschaftlichen Analyse zu entscheiden, wie weit geologische Brandzeugnisse auf menschlichen Einfluss oder z.B. auf Blitzeinschläge zurückzuführen sind. Höhlenmalereien, die eine Jagd mit Feuerunterstützung belegen, sind bislang noch nicht bekannt. In der Forschung wurde lange eine erbitterte Fehde dazu geführt, ob die Quartäre Aussterbewelle auf menschlichen Einfluss ("Overkill") zurückzuführen sei (Paul Martin) oder durch natürliche Katastrophen, Kometeneinfluss und/oder Klimaveränderungen, verursacht wurde (Donald Grayson). Inzwischen zeichnet sich ab, dass für verschiedene Kontinente und teilweise auch differenziert nach Großsäugerarten unterschiedliche Erklärungsmodelle stichhaltig sind, die alle bislang genannten Faktoren (Mensch, Kometen, Klimaveränderungen) je unterschiedliche gewichtet berücksichtigen.

Großsäugern wird heute im wissenschaftlichen Diskurs eine wichtige Funktion bei der Ausbreitung von Wäldern zugesprochen durch Saatgutausbreitung, Düngung und selektiven Druck. Bislang dominiert allerdings in der breiten Öffentlichkeit die gleichfalls wissenschaftlich gestützte Auffassung, Großsäuger seien primär für das Zurückdrängen von Wäldern, das Offenhalten der Landschaft bedeutsam. Hier prägen auch unterschiedliche Interessen (Naturschutz, Forstwesen, Jagdwesen) die Forschungslage, auf belastbare Darstellungen müssen wir noch warten. Fest steht, das Flächenbrände (ob natürlichen oder anthropogenen Ursprungs) und Großsäuger den Waldbestand im Pleistozän wesentlich prägten. Mit der Entstehung städtischer Hochkulturen wurden Wälder auch durch Acker- und Siedlungsbau sowie den Schiffsbau massiv beeinträchtigt.






Klimaeinfluß des Waldes

Der Einfluss des Waldes auf das Klima ist unumstritten, insbesondere auf regionaler Ebene. Strittig ist allerdings der Grad seines Einflusses auf großräumiges Klima. So mahnt Victor Hehn in "Kulturpflanzen und Hausthiere in ihrem Übergang aus Asien nach Griechenland und Italien sowie in das übrige Europa" 1870: "Man überschätze auch nicht den Einfluß der Wälder auf das Klima." Diese Überschätzung sei eine aus Amerika nach Europa schwappende Mode, ein "neuer Gesichtspunkt", der "allzu ausschließlich geltend gemacht" werde (Hehn 1870, S. 6). Ausgelöst wurde die "Mode" durch Alexander von Humboldts Untersuchung zum See von Valencia 1799. Scharfzüngig weist Hehn darauf hin, die Überschätzung der Klimaleistung des Waldes verdanke sich zu seiner Zeit auch "poetischen Gemütern" sowie den jagdlichen Interessen des "feudalen Adels". Mit Blick auf die Entwaldungsklage im "Kritias" nennt Hehn Platon respektlos einen "elegischen Idealisten" (Hehn 1870, S. 5). Nach Hehn sei das europäische Klima nicht von der Bodenbedeckung abhängig, sondern "nächst der geographischen Breite von weitgreifenden meteorologischen Vorgängen, die von Afrika und dem Atlantischen Ozean bis zum Aralsee und Sibirien reichen".

Wesentlich ist vor allem der Beitrag des Waldes zum Wasserhaushalt. Wald entzieht dem Boden Feuchtigkeit und kann so feuchte Gebiete entwässern, Versumpfung und Tundrabildung einschränken. Durch die Saugwirkung seiner Wurzeln erhöht er aber auch den Grundwasserspiegel, weshalb er nicht, wie historisch gelegenentlich als "Schaden" des Waldes angeführt wird, den Boden austrocknet. Einer Austrocknung des Bodens würde ohnedies zuerst der Wald selbst zum Opfer fallen. Durch seine Wasserverdunstung trägt er wesentlich auch zur Wolkenbildung und damit zu Regenrhythmen bei. Einen weiteren wesentlichen Einfluss hat der Wald auf den Lichthaushalt, indem er Boden abschattet, mit seiner eher dunklen Kronenfläche Licht absorbiert und über die Photosynthese in den allgemeinen Photonenhaushalt eingreift. Licht- und Wasserregulation durch den Wald bestimmen auch seinen Beitrag zum Wärmehaushalt im lokalen Klima und auf dem Planeten insgesamt.

"In den uralten Widerstreit zwischen Wald und Steppe hat der Mensch tatkräftig auf seiten der letzteren eingegriffen. Es wäre Selbstgefälligkeit, die schädliche Klimabeeinflussung allein auf menschliche Autorschaft zurückzuführen, aber noch gefährlicher wäre es, sie angesichts der modernen Technik zu unterschätzen." Diese äußerst aktuelle Einsicht formulierte Leonid Leonow 1953 in "Der russische Wald".






Rodung und Kulturlandschaft

Bei aller berechtigten Klage über die oft rücksichtslosen, von kurzfristigem wirtschaftlichem Vorteil für zumeist kleine Gruppen bestimmten Waldzerstörungen ist darauf hinzuweisen, dass menschliche Zivilisation und die Ausbildung einer auch ökologisch reichhaltigen Kulturlandschaft unter anderem durch Waldrodungen erst möglich wurde. Die entstandenen Kulturlandschaften sind allerdings seit einigen Jahrzehnten massiv durch die industrielle Landwirtschaft und den Flächenverbrauch für Gewerbe, Siedlungs- und Straßenbau bedroht oder bereits zerstört.

Einer der ersten, der gegen eine romantisierende Waldschutzbewegung in Deutschland - selbst keineswegs ideologiefrei - die Bedeutung der Kulturlandschaft herausstellte, war der Kulturwissenschaftler Victor Hehn. In seinem Hauptwerk mit dem spröden Titel "Kulturpflanzen und Hausthiere in ihrem Übergang aus Asien nach Griechenland und Italien sowie in das übrige Europa" von 1870 (das bis 1894 sechs Auflagen erlebte!) schrieb er: "Je weiter der Wald sich zurückzog, desto freundlicher wurde die Natur, desto mannigfaltiger ihre Gaben an Kräutern und Früchten" (Hehn 1870, S. 4). Und weiter: "Waldzerstörung ist eine Phase, aber nicht das letzte Wort der Kultur." (Hehn 1970, S. 4)

Viele der heute für eine Region "charakteristischen" Wälder sind Aufforstungen nach Abholzung der dort einst naturwüchsigen Waldbestände, so der Schwarzwald mit seinen namengebenden "dunklen" Fichtenbeständen oder die Lärchenbestände in den Schweizer Alpen. So ist auch der Wald in den technisch entwickelten Gesellschaften heute überwiegend Teil der Kulturlandschaft. Allerdings hat sich das Aussehen der Wälder auch ohne Zutun des Menschen durch klimatische Veränderungen, Flächenbrände, Vulkanausbrüche und andere Naturereignisse immer wieder grundlegend verändert.






Wie "nachhaltig" ist die Nutzung von Holz als Energieträger?

Das Nachhaltigkeitskonzept wurde historisch zuerst in der Forstwirtschaft entwickelt. Das ist inzwischen allgemein bekannt und wird von der Forstwirtschaft auch gerne und oft zu PR-Zwecken vorgetragen.

Doch ohne den Übergang von der Holznutzung zur Kohle als Energielieferant hätten wir im 19. Jahrhundert in Mitteleuropa alle Wälder verloren. Und Leonid Leonow lässt seinen Helden in "Der russische Wald" über den Begriff "Brennholz" zu seinen Studierenden sagen: "möge es für Sie, junge Forstleute, kein gemeineres und sinnloseres Wort als dieses geben!" S. 339. Wobei er nicht der Meinung ist, Holz solle grundsätzlich nicht verbrannt werden. Er will lediglich sagen, dass es zu Heizzwecken genügend Abfallholz und Holzspäne gebe, so dass man nicht eigens Bäume zum Verheizen fällen müsse. Wie es heute erneut in großem Umfang in Europa geschieht, gestützt mit den Argumenten des Klimaschutzes.

Um die Nachhaltigkeit der Holznutzung in der Energiegewinnung (als Heizmaterial oder für Biosprit) zu beurteilen, dürfen nicht lediglich die Kategorien eines schlichten forstwirtschaftlichen Nachhaltigkeitsbegriffs zugrunde gelegt werden, wonach nicht mehr Holz eingeschlagen werden dürfe als nachwachse. Neben den ökonomischen sind auch soziale und ökologische Kriterien einzubeziehen. Und da setzt sich zunehmend die Einsicht durch, dass der Erholungswert, der Identitätsbeitrag und auch der ökologische Wert des Waldes mit dem Alter der Bäume exponentiell steigen.

Auch der Beitrag zum Klimaschutz darf nicht verengt werden auf die CO2-Bilanz von Brennholz - die selbst keineswegs so rosig ist, wie gerne dargestellt. Die CO2-Bilanz der Verheizung eines 100-jährigen Waldes ist cum grano salis erst in 100 Jahren wieder ausgeglichen. Es ist grob irreführend, wenn das Heizen mit Holz immer wieder als CO2-neutral bezeichnet wird. Der Beitrag eines Waldes zur Klimaregulation liegt darüber hinaus nicht alleine in seiner CO2-Aufnahme, sondern auch in seinen Einflüssen auf den Wasserhaushalt, die Wolkenbildung und das Windaufkommen.






Problematik Feinstaub Umweltbundesamt
                  Feinstaubbelastungen nach Quellen

Wer Holz als alternativen Heizstoff für die Privatheizung anpreist, muss sich auch der Feinstaubproblematik stellen. Wie die nebenstehende Tabelle des Umweltbundesamtes zeigt, überstieg 2009 die Feinstaubbelastung aus Heizungen in Deutschland erstmals die Belastung durch den Verkehr. Nicht zuletzt verdanken wir dies Fehlentwicklungen in der Klimaschutzpolitik, die zu einer massiven Zunahme der Nutzung von Holz als Brennstoff geführt haben. Ein weiterer Faktor dürfte die ins Breite gehende Leidenschaft für offene Kaminfeuer im Wohnzimmer sein, angefacht durch Baumärkte und Heizungsbauer. Die Entwicklung ist teilweise dramatisch und führt lokal bis regional zu Bedingungen, die an die Wirtschaftswunder-Zeit erinnern, als man Wäsche im Winter nicht auf dem Balkon trocknen konnte, da sie hinterher vom Kohlerauch verschmutzt war und stank.

Vorschriften zum Einbau entsprechender Filter in Holzheizungsanlagen gibt es längst, die Kleinfeuerungsanlagenverordnung trat 2010 in Kraft und seit 2015 gelten strengere Grenzwerte. Doch die Befreiungsliste, die Ausnahme-, Übergangs- und Bestandsschutzregelungen sind umfangreich, die Eigenschaften von Holzbrandöfen verleiten strukturell zu Missbrauch (Verbrennung von Abfall, lackiertem Holz, beschichtetem Papier etc.). Wer im Winter durch Schwarzwalddörfer reist, sieht/riecht, wie ineffektiv die Maßnahmen sind - auch wenn die Tabelle einen massiven Rückgang ab 2010 zeigt. Berücksichtigt werden muss, dass es 2008/09 und 2009/10 ungewöhnlich strenge Winter gab. Allerdings beginnt der Anstieg der Feinstaubbelastungen aus Holzheizungen (der den Anstieg bei den Heizungen insgesamt weitgehend alleine verantworten) bereits 2007. 2006 wurde das Marktanreizprogramm Erneuerbare Energien mit der Förderung von Holzbrand verabschiedet. Erfolgreich, wie man sieht - mit den massiven Feinstaubemissionen als Kollateralschaden.

Problematisch ist auch, dass bei der Holzverfeuerung besonders viel lungengängiger Feinstaub PM 2.5 entsteht, der in nebenstehender Tabelle nicht erfasst wird.




Holzvergaserantrieb
Holzvergaserauto
Im Kontext der Klimaschutzdebatte werden auch Ideen zur Wiederbelebung des Holzvergaserantriebs für Personenkraftwagen vorgetragen. Vorläufig allerdings nur von Laien. Unter dem launigen Titel "Über allem ein Hauch von Bückling" widmete die FAZ dem Thema 2007 einen Beitrag. Dabei wird eine Zukunft der Holzvergasung für Antriebssysteme lediglich auf dem Umweg über die Stromproduktion (Elektroautos) oder die Produktion von Biosprit aus Holzgas gesehen.

Bereits im 19. Jahrhundert wurde Holzgas als Antriebsstoff für Maschinen erprobt. In den 1930er und 1940er Jahren wurde der Holzvergaserantrieb dann aus Mangel an sonstigen Treibstoffen für Rangierlokomotiven, Lastkraftwagen und Personenfahrzeuge eingesetzt. 1942 verbot die Reichsregierung gar die Herstellung von landwirtschaftlichen Schleppern, die mit flüssigen Kraftstoffen betrieben wurden. Vor 1945 waren in Europa etwa 500.000 Generatorgaswagen im Einsatz, die mit "Tankholz" betrieben wurden. 3 Kilogramm Holz (verwendet wurden vor allem Buchenholzscheite) ersetzten dabei 1 Liter Benzin. Noch bis in die 50er Jahre hinein waren Holzvergaser-PKW und -Lastkraftwagen auf europäischen Straßen unterwegs. Das abgebildete Fahrzeug mit Karlsruher Kennzeichen, ein Adler Diplomat, wurde 1936 gebaut und fuhr bis 1952 mit Holzgasantrieb.

Allerdings bedeutete die Holzgasnutzung für die Antriebssysteme eine extreme Belastung, der Wartungsaufwand war immens. Teer und Essigsäure schädigten Leitungen und Motor. Daher verschwanden die Fahrzeuge nach Kriegsende sehr zügig.

Holzgas wird heute teilweise in Blockheizkraftwerken und Heizanlagen eingesetzt. Dabei sind es vor allem Kostengründe, die im Privatbereich zur Anschaffung führen. Eine Holzgasheizung hat zwei Brennkammern (für Holz bzw. Holzgas) und muss im Unterschied zu Pellet- und Hackschnitzelheizungen manuell beschickt werden, ist dadurch aber auch in der Anschaffung billiger. Ein großer Nachteil ist die starke Feinstaubbildung in der Anheizphase, da jeweils eine Gesamtbeladung angebrannt wird, die in mehreren Stunden abbrennt und dabei in der Regel auch Wasser in einem großen Puffer erwärmt. Nach der Anheizphase stoßen Holzvergaserheizungen weniger Feinstaub als konventionelle Holzbrennanlagen aus, da dann überwiegend Holzgas unter hohen Temperaturen verbrannt wird.

Vom Kaminfeger wird die Feinstaubbelastung von Holzgasheizungen nicht in der Anbrennphase, sondern im Holzgasbetrieb untersucht. Bis 2024 haben Holzgasheizungen (wie alle Holzzentralheizungsanlagen), die 2005-2010 in Betrieb gingen, auch ohne Luftfilter Bestandsschutz. Ältere Anlagen müssen zuvor schon stillgelegt oder nachgerüstet werden.